Dez 13, 2013  |   No Comments

Im Licht der Scheinwerfer

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„Im Licht der Scheinwerfer“
Broschiert: 400 Seiten
Verlag: scholz Verlag
Auflage: 1. (29. Februar 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3941653245
ISBN-13: 978-3941653245

Inhalt

Schauspieler Ryan Laker steckt mitten in den Dreharbeiten zu seinem neuen Film. Gleichzeitig plant er die Hochzeit mit Kate, seiner großen Liebe. Alles scheint perfekt. Wäre da nicht Kates alter Jugendfreund Scott, der unverhofft in Hollywood auftaucht und dem eifersüchtigen Ryan das Leben schwer macht. Doch der tollpatschige junge Mann ist nicht Ryans einziges Problem. Ein fanatischer Fan hat nur eines im Sinn: Ryan für sich zu gewinnen. Um jeden Preis. Und plötzlich schwebt Kate in höchster Lebensgefahr.

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Kapitel 1
Rückkehr
Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, zog Kate das Drehbuch unter Ryans Händen hervor und legte es auf den freien Sitz neben sich. Liebevoll betrachtete sie seine schlafende Gestalt und schmunzelte über die sichtlich unbequeme Haltung, in der er eingeschlafen war. Sein Kopf lehnte schräg neben dem kleinen, ovalen Fenster an der Wand der Maschine. Seine Arme ruhten seitlich auf den Armlehnen, seine langen Beine waren, lässig überkreuzt, nach vorn ausgestreckt.

Ihr Blick wanderte durch die Kabine der Boeing 747 der British Airways auf der Suche nach einer Flugbegleiterin. Als diese eben hinter einem Vorhang auftauchte, hob Kate die Hand, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

„Kann ich etwas für Sie tun, Ms. Foster?“

Kate nickte und deutete auf Ryan.

„Wären Sie bitte so freundlich und würden mir ein Kissen bringen?“

„Aber gern“, antwortete die junge Frau und öffnete direkt über ihr eines der Staufächer.

Während sie nach einem Kissen suchte, warf sie einen verstohlenen Blick auf den schlafenden, jungen Mann und seufzte verhalten. Seit die Maschine vor vier Stunden in London gestartet war, fragte sie sich zum wiederholten Mal, weshalb nicht sie die Glückliche sein konnte, die neben dem charmanten, gutaussehenden Schauspieler saß. Bereits kurz nach dem Start war ihr der silberne Ring mit dem atemberaubenden Diamanten an Kates Ringfinger aufgefallen. Die letzten Zeitungsmeldungen über den Sechsundzwanzigjährigen mussten der Wahrheit entsprochen haben. Die schwärmende Frauenwelt würde künftig ihre Hoffnungen auf Ryan Laker, einen der begehrtesten Junggesellen in der schillernden Filmwelt Hollywoods, begraben müssen. Spätestens, wenn man sich seine bildhübsche Begleiterin ansah, konnte man sich sicher sein: Er war definitiv vom Markt.

Sie fand eines der kleinen Kissen und schloss leise das Staufach. Während Kate nach dem Kissen griff, fiel ihr Blick erneut auf den Ring.

„Darf man Ihnen gratulieren?“, erkundigte sie sich vorsichtig und deutete dabei auf Kates Hand.

Diese verstand sofort, worauf sich ihre Frage bezog. Ihre Finger drehten gedankenvoll den Ring, das Kissen lächelnd an die Brust gedrückt, während ihre Gedanken zu einem der glücklichsten Momente ihres Lebens schweiften.

Zuhause in Hastings, einer kleinen Stadt an der Südostküste Englands, am Tag ihres neunzehnten Geburtstags, hatte Kate von Ryan ein Geschenk bekommen, von dem sie nie zu träumen gewagt hätte. Gemeinsam hatten sie auf dem großen Holzpier über dem Meer gestanden, sich an den Händen gehalten, und nur die Weite des Ozeans war Zeuge gewesen, als Ryan sie gebeten hatte, seine Frau zu werden. Dieses traumhafte Ereignis lag jetzt zwei Wochen zurück, und sie konnte ihr Glück kaum fassen.

„Ja, natürlich dürfen Sie. Vielen Dank“, antwortete Kate.

Ihre Augen strahlten förmlich, als sie wieder zu Ryan sah.

„Haben Sie ihn tatsächlich nicht gekannt, damals, als Sie mit uns geflogen sind?“, fragte die Stewardess und spielte damit auf ihre erste Begegnung an.

Kate war erst wenige Wochen zuvor von London zu ihrer Großmutter Elisabeth Benton nach Los Angeles geflogen, um nach dem College einige Monate bei ihr zu verbringen. Dieselbe Flugbegleiterin, die jetzt neben ihr stand, hatte ihr damals im Videoprogramm des Flugzeuges erstmals einen Film von Ryan Laker gezeigt und in den höchsten Tönen von ihm geschwärmt. Kate hatte weder ihn zu dieser Zeit persönlich gekannt, noch einen seiner Filme gesehen. Sie errötete, als sie an ihre damalige Reaktion dachte. Bereits nach den ersten Minuten war sie von Ryan völlig gefangen gewesen, der die Hauptrolle in diesem Film gespielt hatte. Von seinen warmen, braunen Augen, seiner melodischen Stimme, seiner atemberaubenden, fast hypnotischen Ausstrahlung. Sie musste sich räuspern, ehe sie ein wenig verlegen antworten konnte.

„Nein. Ich habe ihn erst in Los Angeles kennengelernt. Aber schon während des Films war es um mich geschehen gewesen.“

„Oh, das freut mich. Sie sind wirklich zu beneiden, Ms. Foster. Wer hätte das gedacht?“

„Ja, nicht wahr?“

Sie nickte ihr freundlich zu und entfernte sich, um sich einem anderen Fluggast zuzuwenden.

Kate kuschelte sich zurück in ihren Sitz. Sie wandte den Kopf zum Fenster, und ihre Augen glitten voller Liebe über Ryans entspannte Gesichtszüge. Sie liebte es, ihn im Schlaf zu betrachten. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie auf sein dunkelbraunes Haar blickte. Es stand wie immer zerzaust in alle Richtungen ab. Sein markantes Kinn zierte ein verwegener Dreitagebart. Sie ertappte sich bei dem Wunsch, ihm über die raue Wange zu streicheln, hielt sich jedoch zurück und betrachtete ihn stattdessen nur stumm. Vermutlich war er immer noch völlig erschöpft und sie gönnte ihm die verdiente Ruhe.

An ihrem Abschiedsabend hatte es sich ihr Vater, Michael Foster, nicht nehmen lassen, alle in Kates Lieblingsrestaurant nach Hastings auszuführen und sie waren erst weit nach Mitternacht zu Bett gegangen. Sie erinnerte sich an die berauschende Zärtlichkeit, die sie bis in die frühen Morgenstunden mit Ryan geteilt hatte und schloss genießerisch die Augen. Es gab niemanden in diesem Universum, mit dem sie hätte tauschen wollen, soviel war sicher.

Nach einer Weile beugte sich Kate zu Ryan hinüber und versuchte behutsam, seinen Kopf ein Stück anzuheben, um ihm das kleine Kissen unterzuschieben. Sie hielt den Atem an und hatte es eben geschafft, als sie eine sanfte Berührung auf ihrem Rücken spürte. Ryan hatte unbemerkt den Arm ausgestreckt und seine Hand glitt langsam um ihre schmale Taille. Überrascht sah sie ihn an, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt, und blickte geradewegs in seine geöffneten Augen.

„Hallo, meine Schöne“, grüßte er, ein schelmisches Grinsen in den Mundwinkeln.

Kate verzog bedauernd die Lippen.

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken. Es sah nur unbequem aus, wie du da an dem Fenster gelehnt hast.“

Er schüttelte den Kopf und zog sie an sich.

„Ich habe nicht geschlafen.“

„So?“, fragte sie belustigt, und ihr Herz begann aufgeregt zu schlagen, als seine Finger langsam unter ihr Shirt glitten und über die Haut auf ihrem Rücken strichen.

Sie schloss die Augen, lehnte ihre Stirn an seine und genoss die sinnliche Berührung. Er hob die andere Hand und strich ihr die langen, blonden Strähnen über die Schulter. Seine Finger schoben sich in ihr Haar und schlossen sich um ihren Nacken.

„Ich habe jedes Wort gehört, das du mit der Stewardess gewechselt hast“, murmelte er an ihrem Mund und erstickte ihr überraschtes „Oh“ mit den Lippen.

Seine Hand hatte sie fest an sich gezogen und sein Kuss jagte kleine Schauer über Kates Rücken. Einen Moment später lockerte er seinen Griff und gab ihre Lippen frei. Ein wenig atemlos sah sie ihn an, dann schüttelte sie tadelnd den Kopf.

„Du schläfst schon seit über einer Stunde.“

Ein freches Grinsen überzog sein Gesicht.

„Stimmt, aber ich bin aufgewacht, als du mir das Buch abgenommen hast.“ Seine Hand ruhte an ihrer Wange und sein Daumen strich sanft über ihre hohen Wangenknochen, als er fortfuhr. „Du hast mir nie erzählt, dass du dich in mich verliebt hast, noch ehe wir uns kennen gelernt hatten.“

Kate biss sich auf ihre Unterlippe und eine sanfte Röte erschien auf ihren Wangen. Sie löste sich aus seiner Umarmung.

„Habe ich nicht?“

Verlegen spielten ihre Finger an seinem offenen Hemdkragen.

„Nein, hast du nicht“, meinte er belustigt und flüsterte dann: „Aber ich würde es gern noch einmal hören.“

Verschämt vergrub sie ihr Gesicht an seinem Hals und schwieg.

„Sag es noch einmal, Kate“, bat er lockend und fuhr ihr sanft mit dem Finger über die Lippen.

Kate seufzte, presste ihr Gesicht fest an seinen Hals und murmelte: „Es ist mir peinlich. Aber ja, ich habe deinen Film gesehen und mich dabei in dich verliebt.“

Ryan schloss die Augen und drückte sie glücklich an sich, hielt sie eng umschlungen und sog genießerisch den zarten, vertrauten Duft ihrer warmen Haut ein. Es kam ihm immer noch wie ein kleines Wunder vor, sie hier neben sich zu haben und nun gemeinsam mit ihr nach Los Angeles zurückzukehren.

Wie sehr hatte er gezweifelt. Sie war noch so jung, grade erst neunzehn geworden, und wie überglücklich war er gewesen, als sie ihm schließlich das heiß ersehnte Ja-Wort gegeben hatte. Er seufzte zufrieden. Nichts in seinem Leben war mit dem Gefühl vergleichbar, das er empfunden hatte, als sie in der Nacht ihres Geburtstages auf dem Hastings Pier einander gegenüber gestanden hatten und sie ihn küsste als Antwort auf seine alles entscheidende Frage.

Als sie jetzt den Kopf hob und sich der Blick ihrer grünen Augen auf ihn richtete, lächelte er und murmelte: „Ich liebe dich, Kate. Vom ersten Moment an, als ich dich sah, war es um mich geschehen. Von dem Augenblick an, als ich dich in deinem Schlafanzug in Lizzys Garten stehen sah.“

Während sie sich wieder in die Arme nahmen, erinnerten sich beide an den Moment, den er heraufbeschwor, an den Augenblick, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Damals, im Garten von Kates Großmutter in Bel Air.

Gleichzeitig erfasste ihn ein Anflug von Traurigkeit, als er an das Zuhause dachte, in das er jetzt gemeinsam mit Kate zurückkehren würde. Es war nicht sein eigenes Zuhause. Im Augenblick wohnte er in dem großen, weißen Gästehaus von Kates Großmutter. Die bekannte Schauspielerin Elisabeth Benton, von allen nur Lizzy genannt und schon längst nicht mehr im Rampenlicht der Filmmetropole stehend, hatte ihn und seine kleine Schwester Emily vor über einem Jahr in ihr Gästehaus eingeladen, um dem ganzen Presserummel zu entgehen, den der Unfalltod seiner Eltern mit sich gebracht hatte. Monatelang hatten er und seine elfjährige Schwester in der Abgeschiedenheit und Ruhe des Gästehauses zugebracht und erst nach und nach ihre Trauer überwinden können. Sein Herz wurde schwer, als seine Gedanken zu dem Augenblick wanderten, der sein ganzes bisheriges Leben buchstäblich auf den Kopf gestellt hatte.

Es war der Tag, an dem er seine Schwester bei einem tragischen Autounfall verloren hatte. Er selbst war nur leicht verletzt worden, doch für Emily war jede Hilfe zu spät gekommen. Doch gleichzeitig war es die Zeit gewesen, in der er Kate kennen gelernt hatte. Nur einen Tag später war sie aus England angekommen und hatte in wenigen Wochen geschafft, was niemand in Ryans Umfeld für möglich gehalten hätte. Ihre lebenslustige und erfrischende Natürlichkeit hatten ihn davor bewahrt, sich aufzugeben, und noch ehe es ihm selbst bewusst geworden war, hatte er sich Hals über Kopf verliebt.

Instinktiv spürte Kate die Trauer, die ihn umfangen hatte. Er erwiderte ihren Blick und nickte auf ihre stumme Frage.

„Ich bringe dich nach Hause und merke, dass ich eigentlich gar keines habe.“

Seine traurigen Worte versetzten ihr einen Stich in ihrem Herzen. Schnell legte sie beide Hände tröstend an seine Wangen.

„Aber natürlich hast du ein Zuhause. Wir müssen nicht zurück in Lizzys Gästehaus, wenn du es nicht möchtest. Wir können doch auch im Stratford Circle wohnen“, sagte sie liebevoll und meinte damit sein Elternhaus, das er wegen seiner stattlichen Größe damals mit Emily verlassen hatte, um zu Lizzy in das gemütliche, kleinere Gästehaus zu ziehen.

Seit dem Unfalltod von Helen und David Laker, seinen Eltern, die in Florida mit einem kleinen Sportflugzeug abgestürzt waren, stand die Villa in Bel Air leer und wurde von einem Hausmeister in Schuss gehalten, der das Anwesen liebevoll pflegte.

Ryan lächelte wehmütig.

„Danke, Kate. Aber du weißt selbst, wie groß das Haus ist. Ich glaube nicht, dass du dich darin wohlfühlen würdest“, sagte er und fügte mit einem Grinsen hinzu: „Wir könnten stundenlang durch das Haus wandern, ohne uns auch nur einmal zu begegnen. Das würde ich nicht aushalten.“

Kate lachte auf und scherzte: „Wir könnten uns einen Snack einpacken, dann würden wir auf dem Weg vom Schlafzimmer zur Küche wenigstens nicht verhungern.“

Ryan hob belustigt die Augenbrauen. Seine Trauer war, dank Kate, ebenso schnell wieder verflogen, wie sie von ihm Besitz ergriffen hatte.

Er sah ihr tief in die Augen, als er leidenschaftlich murmelte: „Ich glaube kaum, dass es etwas gibt, was mich aus einem Schlafzimmer locken könnte, das ich mit dir teile, meine bezaubernde Kate. Eher würde ich verhungern.“

Kate schmunzelte bei seinen Worten, doch sein intensiver Blick ließ sie atemlos die Lippen öffnen. Noch ehe sie etwas erwidern konnte, hatte er sie wieder an sich gezogen, und seine Lippen drücken sich verführerisch auf die ihren. Ungeachtet der Umgebung, in der sie sich befanden, gab Kate sich ganz dem aufregenden Gefühl hin, das sein flammender Kuss in ihr auslöste. Ohne sich zu lösen, griff seine Hand an die Armlehne und schob sie nach oben, um Kate auf seinen Schoß zu ziehen. Sie wollte protestieren, doch er hielt sie fest umschlungen und bot ihr keine Möglichkeit zur Flucht. Ergeben drückte sie sich an ihn und erwiderte hitzig seinen Kuss. Beide vergaßen für einen Moment, wo sie sich befanden und genossen die berauschende Gegenwart des anderen.

„Mhmm…“, machte Ryan behaglich und ließ seine Hände wieder unter Kates Shirt wandern. „Ich liebe deine weichen Lippen. Wie bedauerlich, dass wir noch sechs Stunden Flug vor uns haben, findest du nicht auch?“

Seine Hände malten kleine Muster auf ihren Rücken.

„Es sind nur noch fünf.“

Er schob sie von sich und warf einen raschen Blick über die Sitzreihen der ersten Klasse. Glücklicherweise hatten sie keinen direkten Sitznachbarn, den sie mit ihrer entfesselten Leidenschaft in Verlegenheit hätten bringen können. Ein freches Grinsen überzog sein Gesicht, als er sich Kate zuwandte.

„Ich schätze, ich werde dich nicht dazu verführen können mich zu begleiten, wenn ich jetzt den Waschraum aufsuche?“

Kate riss empört die Augen auf.

„Ryan!“

„Dachte ich mir“, meinte er bedauernd und griff schnell nach ihrer Hand, die sich drohend erhoben hatte. „Ich bin gleich wieder da.“

Er glitt unter ihr hervor und kletterte über die Nebensitze zum Gang. Als er verschwunden war, schüttelte Kate den Kopf und musste sich ein Grinsen verkneifen.

„Verrückter Kerl“, murmelte sie liebevoll und setzte sich auf seinen Platz, um aus dem Fenster zu sehen.

(c) Emily Cole 2012